Presse & Öffentlichkeitsarbeit
Presse- und Medienkontakt der DGAKI
Vorstand
Prof. Dr. med. Martin Wagenmann
Martin.Wagenmann@uni-duesseldorf.de
Sie haben Fragen zu allergologischen und immunologischen Themen oder zu den Aktivitäten der DGAKI? Unsere Geschäftsstelle vermittelt Sie an die geeigneten Expert*innen und Ansprechpartner*innen für Ihre Presseanfragen.
Geschäftsstelle Berlin
Ansprechpartnerin: Jana Rudnick, info@dgaki.de, Tel: 030 28047100
DGAKI-Presse- u. Medien-Material (Allergie-„Headers“)
Deutsche Gesellschaft für Allergologie u. klinische Immunologie (DAGKI)
Allergie-Fakten für Medien- u.a. Fachleute
Ca. 50% der deutschen Bevölkerung haben eine erhöhte Allergiebereitschaft (sog. „Atopie“)
- Definition: Antikörper der Klasse E (=Immunglobulin E, kurz IgE) gegen atopische Allergenquellen (Pollen, Milben, Tiere, Schimmelpilze, Nahrungsmittel) und dadurch Neigung zu atopischen Erkrankungen: allergische Rhinitis („Heuschnupfen“), allergisches Asthma, Neurodermitis und IgE-bedingte Nahrungsmittelallergien
- Nur ca. die Hälfte der Atopiker entwickelt allergische Symptome und wird dadurch zum Allergiker; der Rest gilt als „stumm sensibilisiert“
Erhöhte Allergiebereitschaft (Atopie) ist global auf dem Vormarsch
- Weltweite Atopie-Zunahme in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts zunächst überwiegend in westlichen Ländern
- Aktuelle, überraschende Zahlen aus Singapur: 80% der Studenten (chinesischer Abstammung) sind Atopiker mit IgE gegen Hausstaubmilbenallergenen
- Vorboten für ähnliche Zahlen in Asien bei zunehmender Urbanisierung und „westlichem“ Lebensstil?
Atopie-/Allergie-Ursachen sind komplex: Genetik ↔ Epigenetik ↔ Umwelt/Lebenstil
- Typisches Beispiel einer Erkrankungsgruppe durch vielfältige Gen-Umwelt-Interaktionen
- Nur wenige Wechselbeziehungen (z.B. Rauchen u. Allergieentwicklung) sind bekannt, viele andere werden derzeit erforscht
Häufigste Allergene bei Atopie:
- Aero-Allergene: (Glyko)Proteine in Baum-, Gräser- und Kräuterpollen > Hausstaubmilben > Tieren > Schimmelpilzsporen
- Nahrungsmittelallergene: (Glyko)proteine pflanzlichen und tierischen Ursprungs
- die meisten ursächlichen Allergene sind bekannt; >800 wurden bereits in der offiziellen internationalen Allergen-Datenbank mit Namen versehen.
Moderne Konzepte: Primäre versus sekundäre Nahrungsmittelallergie
- Primär = Direkte (primäre) Sensibilisierung und anschließende Reaktionen auf stabile Proteine pflanzlichen und tierischen Ursprungs;
- Beginn vorwiegend im Säuglings-/Kleinkindalter;
- teilweise schwere allergische Allgemeinreaktionen (Anaphylaxie);
- Allergenquellen (Beispiele): Kuhmilch, Hühnerei, Weizen, Erdnuss, Baumnüsse, Soja, später auch Fisch, Krusten- und Schalentiere
- Sekundär = Sensibilisierungen gegen gewisse Pollenproteine und anschließend (sekundäre) Reaktionen auf strukturähnliche Proteine in pflanzlichen Nahrungsmittel (sog. „Kreuzreaktionen“);
- vorwiegend im Jugend- und Erwachsenenalter;
- häufig milde Lokalreaktionen in Mundhöhle und Rachen;
Allergene und (Beispiele):
a) Birkenpollen-Hauptallergene Bet v 1 u. ähnliche (labile) Proteine der Bet v 1-Familie in rohen Kern- und Steinobstsorten, Nüssen, Karotten und Soja
b) Gräserpollenprofilin und andere (labile) Profiline in vielen rohen, pflanzlichen Nahrungsmitteln (Melone, Banane, Zucchini, Kern- und Steinobst, Nüsse, Hülsenfrüchte u.v.a.)
c) unbekanntes Beifuß-Allergen u. strukturähnliche (stabile) Proteine in Sellerie, Gewürzen und Kräutern
Echter Fortschritt in der Diagnostik durch „Molekulare Allergologie“
- IgE-Diagnostik mit Einzelallergenen (Proteine) bietet größere Testempfindlichkeit und bessere Trennschärfe bei der Allergensuche (als herkömmliche Allergenextrakte)
- Fortschritt und Anwendung der „Molekularen Allergiediagnostik“ vor allem in Europa, in den USA weniger verbreitet
Risiken einer zunehmenden Asthmaentwicklung bei allergischer Rhinitis
- Ca. 1/3 der Betroffenen mit allergischem Schnupfen entwickeln ein Asthma.
- Asthma verursacht schätzungsweise 10x mehr Kosten für das Gesundheitswesen als die allergische Rhinitis
Behandlungskonzepte bei Allergien und zugehörigen Erkrankungen:
- Prävention (Vorbeugung, primär, sekundär und tertiär)
- Allergenvermeidung („Karenz“)
- Medikamente (Anti-Allergika, incl. moderne Biologika, d.h. künstlich hergestellte Antikörper)
- Allergen-Immuntherapie („Hyposensibilisierung):
subkutane Spritzen (SCIT) oder
sublinguale Anwendung (SLIT) von Tabletten oder Tropfen
Steile Thesen für Medien- u.a. Fachleute
Allergie-Prävention (Vorbeugung) im Umbruch:
- Rechtzeitige Gewöhnung durch frühen Allergenkontakt statt strikter Vermeidung?
Nahrungsmittel-Epidemien in angelsächsischen Ländern (z.B. Australien):
- Schwere Reaktionen bei 5 – 10% der Kinder vor allem durch Erdnüsse
Nahrungsmittelallergie u. a. -Unverträglichkeiten:
- Zwischen Modetrends und Lebensgefahr
Sind Deutsche Weltmeister in „gefühlter“ Nahrungsmittelunverträglichkeit?
- >60% der Deutschen glauben, dass sie bestimmte Lebensmittel nicht vertragen;
- bei anschließender Untersuchung bleiben nur wenige übrig…
Potentielle Opfer der Pseudo-Medizin – in Deutschland hoch im Kurs
- Meistens Betroffene mit (angenommener) Allergie oder Unterverträglichkeit!
- Gründe: Ihre Häufigkeit (potentielle Märkte) → Unbefriedigende Versorgung → Hinwendung zu anderen Angeboten → Wildwuchs von Methoden ohne wissenschaftlichen Nachweis → Zunehmende Miss-/Halbinformation durch Internet u. a. andere Quellen
- Empfehlenswerte Recherchequelle: www.quackwatch.org
Deutsche Krankenversicherungen verabschieden sich aus der Versorgung der Allergiker
- keine Rezeptpflicht u. Kostenübernahme mehr für bewährte und wirksame Anti-Allergika
- (z.B. bestimmte Antihistaminika-Tabletten, -Augentropfen, -Nasensprays, Kortison-Nasensprays) bei allergischer Rhinitis („Heuschnupfen“)
- Gründe: Häufigkeit der allergischen Atemwegserkrankungen (echte „Volkskrankheiten“)? Einschätzung als Bagatellerkrankung?
- Risiken: breitere IgE-Repertoires, Vorschreiten der Erkrankung, zunehmend Asthmadiagnosen, steigende pimäre und sekundäre Kosten
Medien zwischen Bagatellisierung und „Exotisierung“ allergischer Erkrankungen
- Berichterstattung zwischen „niedlichen Pollen“ und „Sperma-Allergie“, statt aktueller und sachgerechter Information
Allergologie-Versorgung in Deutschland: „breit, aber flach“
- keine Verankerung der Allergologie in universitären Lehrplänen für angehende Ärtze
- häufig dürftiges Wissen zu den „allergischen Volkskrankheiten“ bei Ärzten der Primärversorgung (z.B. Allgemeinmedizin)
- i.d.R. enge organspezifische Spezialisierung und recht variable allergologische Weiterbildung in den Fachgruppen:
Dermatologie, HNO, Pädiatrie, Pneumologie